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Mauersegler-Ankunft 2024: Karte und Meldungen
Fragen und Antworten rund um den Mauersegler, Vorstellung von Projekten und Kolonien
Marcel
Beiträge: 135
Registriert: So 4. Dez 2016, 20:53

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Marcel »

Montag, 28. April 2014, 21:32
@ Ruhrman danke für deine Infos. Ich habe bisher gar nicht groß darüber nachgedacht in welchen Höhen es sich am besten fliegt. Ich denke die Segler richten ihre Flughöhe nach dem Insektenangebot aus. Bei schwülem Wetter eher niedrig und bei klarer dünner Luft eher weit oben. Und bei Regen und Kälte gibt es kein Zugverhalten. So wie momentan im Westen Deutschlands eine kalte Regenfront hängt, es kommen nur wenig Segler bei uns an. Klarheit dürfte ein Mini-Sender bringen, welcher vielleicht irgendwann entwickelt wird und an einem Segler angebracht werden kann.
Mikkki

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Mikkki »

Sonntag, 4. Mai 2014, 10:58
Keine Zeit zu verlieren
Endlich gehts los.

Über dem kleinen Bach kreisen 30-40 MS in ca.40 m Höhe und bei mir gabs eine erste Screaming Party mit 4 Tieren, direkt an den Nistkästenvorbei.

Und dann gabs " Zeigerflüge", ein Tier vorneweg, ein Tier folgte und regelmäßig im Vorbeiflug an den Kästen klappte das Führungstuier die Flügel nach oben hin zusammen.

So nach dem Motto: Ich kenn mich hier aus ,Du nicht, aber wenn Du Lust hast kanst Du Dir ja mal meinen Nistplatz anschauen ( wer weiss ob mein Partner zurück kommt)

Wenn der Partner dann tatsächlich nicht bald da ist, vermute ich in dieser Saison ein ganz schnelles Bäumchen wechsel Dich. Sie sind halt spät dran, und machen Dampf...

Mikkki
Marcel
Beiträge: 135
Registriert: So 4. Dez 2016, 20:53

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Marcel »

Sonntag, 4. Mai 2014, 14:19
Klasse Beobachtung, und wenn dann doch noch der Partner auftaucht weiß der Neue schon wo es Nisthöhlen gibt und sucht sich auch einen Partner > alles nur Theorie :)
Mikkki

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Mikkki »

Samstag, 28. Juni 2014, 14:48
Hi,

heute vormittags war hier ein Riesenandrang, sozusagen Gruppenbesichtigungen, tolle Flugspiele. Dabei durfte ich Zeuge werden, von einem Verhalten dass ich bisher so noch nicht beobachten konnte.

Ein erfahrener Sucher hängt sich geschmeidig am Einflugloch eines besetzten Kastens an. Er wird prompt von drinnen angeschrieen. Der Sucher läßt los und antwortet dem Nistplatzbesitzer mit schneller Tonfolge. Von drinnen ertönt ein empörter Schrei.

Vermuteter Sinn der Unterhaltung: 1. Los, verzieh Dich hier ist besetzt.
2. Hab ich begriffen, ist mir egal
3. Ich warn Dich, das geht nicht gut

Weiterer Fortgang des Geschehens: Der Segler kreist, um sich erneut in Position für einen erneuten Anflug zu bringen und wird jetzt von einem Segler im Flug attackiert ( wahrscheinlich) Partner des Nistplatzbesitzers. Der setzt sich direkt hinter den Sucher und bringt ihn tatsächlich aus der Flugbahn, immer dann wenn er ziemlich dicht am Kasten ist. Das geht 3 Mal so. Irgendwie wehren tut sich der Sucher nicht, so als könnte er gar nicht fassen gestört zu werden.

Nach dem 3. vergeblichen Anflug hat er den Schnabel voll und vezieht sich geräuschlos. Ich hoffe er kommt nicht wieder oder zieht 40 cm weiter rechts ein.

Viele Grüße

Mikkki
Ruhrman1969

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Ruhrman1969 »

Freitag, 18. Juli 2014, 23:58
So langsam glaub ich auch, dass es bei den Nichtbrütern Schlechtwetterfluchten auch bei Hitze gibt.
Heute Abend bei weiter rund 30 Grad keine Mauersegler zu sehen, keine Screaming Partys ... nix ... Vielleicht ziehen sie sich ins Bergland oder an kühlere Großgewässer zurück.
Morgen früh bzw Vormittag werden sie aber wieder da sein wenn es kühler ist. Und mittags wieder verschwinden.

Weiter zudem kein Erfolg von Anhängern oder gar Besiedelung.
Mikkki

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Mikkki »

Samstag, 19. Juli 2014, 11:07
Hi,

ich fürchte gar, dass sich die MS schon wieder sammeln. Hier im Düsseldorfer Süden gibts schon Riesenschwärme, da werden schon etliche von Außerhalb mit dabei sein.

Schön kreisend in Hurrikanformation. Dann haben sie aber auch noch Lust auf Screaming Parties. Hier fliegen teilweise Gruppen von 15-20 Tieren rum, es ist unglaublich.

Manchmal kreisen sie sogar gegenläufig ums Haus, da schwirrt einem ganz schön der Schädel. Den MS macht dies aber wohl nichts aus. Ich glaube also nicht an eine wie auch immer geartete Wetterflucht, im Gegenteil je heißer es ist desto mehr suchen sie auch und vor allem sie riskieren auch ein kleines bisschen mehr.

Für Dich ,Ruhrman, fürchte ich also, dass es die Tiere genau dahin zieht wo schon andere sind, das ist ja immer der Mist mit der Erstbesiedelung.

Am Nachbarhaus wo ein neues Pärchen wohnt und erfolgreich mindestens ein Junges großgezogen hat, gibts übrigens im Moment keine Screaming Parties. Sie sind wohl im Moment mit ihrem Elternglück zufrieden.


Aber man weiss nie, es gibt immer Überraschungen, vielleicht gibts heute abend bei Dir noch Einflüge. Alle Daumen gedrückt...

Mikkki
Mikkki

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Mikkki »

Dienstag, 22. Juli 2014, 17:32
optische Erwartungshaltungen
Hi,

eben hab ich schon unter der anderen Rubrik "Mausergeler 2014 " schon was zum Sozialverhalten der Tiere gepostet, ich möchte gerne an dieser Stelle nun Vermutungen über die Sicht bzw. Denkweise/ Erwartungen der Tiere anstellen, die zumindest erklären könnten warum Mauersegler sich mit unseren Nistkästen machmal so schwer tun.

Seit Millionen Jahren sind sie Höhlenbrüter, zumeist an Gesteinsmassen o.ä. Die dortigen Höhlen haben eins gemein. Sie liegen stets innerhalb des Massivs und sind nicht außen angesetzt. Von daher ist verständlich, dass Mauerseglerdie Höhleneingänge direkt an der Wand erwarten. Ist der Höhleneingang an einer längeren Linie oder zumndest an einer 5-6 m langen Wand so können die Tiere auch bei ihren hohen Gescwindigkeiten abschätzen wo sich ungefähr das Loch befindet.

Und jetzt passiert bei unseren Kästen folgendes: Sie sehen das Einflugloch und steuern darauf zu. Die einprogrammierte optische Erwartungshaltung läßt sie die genaue Entfernung abschätzen, sie orientiert sich aber an der Wand, und nicht dem Einflugloch.

Die tatsächliche Optik und die Erwartungshaltung divergieren, und dies bedeutet bei so oher Geschwindigkeit Gefahr. Die meisten brechen dann den Anflug ab.

Manche Tiere ziehen trotzdem durch und landen dann nicht am Einflugsloch sondern neben oder unter dem Nistkasten an der Wand, oft nur wenige Zentimeter vom Ziel entfernt, aber eben immer an der Wand und nicht am Kasten. Sie klammern sich sogar ander Wand fest, deutliches Zeichen dafür, dass tatsächlich die Wand angeziekt wurde. Jedenfalls hab ich noch kaum Tiere gesehen die massiv von der Wand abprallen.

Lösungen?? In das Haus einbauen kann man die Kästen eher selten.

Es gibt aber vielleicht eine Ausnahme: Mehlschwalbennester werden als solche erkannt, der Einflug gelingt meist. Es gibt doch diese großen Nisthilfen für Mauersegler, die eine ähnliche Form haben. Sind die möglicherweise für Erstbesiedlungen besonders geeignet ?? Wer hat denn damit Erfahrungen??


Mikkki
Mikkki

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Mikkki »

Sonntag, 21. Juni 2015, 16:53
Hi,

unsere schwarzen Blitze sind immer wieder für Überraschungen gut. In den letzten Jahren waren hier immer um die 3 Nester besetzt. In diesem Jahrs sind es mindesten 6 in einem Nest gibts mal Anflüge aber eher ganz sporadisch. Bislang war es so dass anstürmende Sucher von den Nistplatzbesitzern aus ihren eigenen Nestern heraus angeschrien und vertrieben wurden. Dies ist nun anders. Offenbar ist jeweils ein Koloniemitglied als Wachtposten bestimmt. Kommen Sucher stört er ihren Anflug vehement egal welcher Nistplatz der Kolonie angeflogen wird. Bei Rundflügen fremder Tiere ums Haus mischt er sich unter die Akteure und wartet ob ein Anflug erfolgreich sein könnte und schlägt dann zu. Der Anflug wird dann sofort abgebrochen, weil zu gefährlich. Die meisten fremden fliegen dann weg. Ein geschickter Akteur wurde ebenfalls gestört und musste deshalb noch eine Runde fliegen und wurde verfolgt. Ihm wurde die Verfolgung allerdings zuviel und er drohte dem Verfolger indem er die Flügel nach oben klappte ( kenn ich sonst nur als Auforderung zum Folgen). Der verfolger liess ab, womöglich war der Sucher das stärkere Tier. Allerdings trollte sich das Tier nach 2 weieteren unbehelligten Versuchen.

Da gibts noch so viel zu entdecken, echt spannend.

Mikkki
Ruhrman1969

Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von Ruhrman1969 »

Dienstag, 4. August 2015, 12:20
Hallo .....

Habe grad bei dichten Wolken und Regen von der offenen Balkontür her ganz leise Mauerseglerrufe vernehmen können. Hab aber zunächst nichts sehen können und konnte die Rufe nicht wirklich lokalisieren.
Als ich dann einen komischen Mückenschwarm am Himmel erahnte, holte ich mein Fernglas.
Was ich da sah, hab ich zum ersten Mal im Leben gesehen.
Der Mauerseglerzug!
Tausende von Mauerseglern, mindestens 500 m hoch, meist gaaanz ruhig, nur ab und zu mal sehr leise Rufe...
Ruck zuck die EOS raus geholt, 400 mm Tele raus geholt und einfach mal Fotos gemacht.

Im Grunde genommen sieht man nur viele Punkte, sie waren einfach zu hoch. Aber dennoch irre zu erleben und zu sehen, wie die Mauersegler abziehen. Sehr langsam von Nordost nach Südwest, sicher etliche Jungtiere im Schlepptau.

Wollte euch jedenfalls die Bilder nicht vorenthalten, ich hoffe sie begeistern trotz dass ich sie nicht näher ran holen konnte, doch ein wenig.

Und wirklich: Es war eine Schleppe von sicherlich einigen Kilometern Länge .... es müssen einige Tausend Segler gewesen sein...

lg
Dateianhänge
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martin
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Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern

Beitrag von martin »

Dienstag, 4. August 2015, 12:58
Der Wahnsinn. Danke für die Bilder. Klasse, dass wir daran teilhaben dürfen. Ja, leider neigt sich die Saison dem Ende. Während dessen wird in einem Kasten bei mir noch gefüttert. Jedenfalls bis gestern noch. Heute wegen des Regens nix zu sehen.
Gruss,
Martin
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