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traudich
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von traudich »

Hallo Markus,
die Vermutung, dass die Tragödie mit Futtermangel zu erkläten ist ist wahrscheinlich zutreffend. Dann müsste es sich aber auch in den naheliegenden Mauerseglerkolonie widerspiegeln..oder??
LG
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Markus
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Markus »

traudich hat geschrieben: Sa 7. Aug 2021, 22:36 Hallo Markus,
die Vermutung, dass die Tragödie mit Futtermangel zu erkläten ist ist wahrscheinlich zutreffend. Dann müsste es sich aber auch in den naheliegenden Mauerseglerkolonie widerspiegeln..oder??
LG
1:1 können wir da nicht vergleichen Siegrid. Die Entwicklung eines Alpenseglers dauert knapp ein Drittel länger als bei dem Mauersegler, zudem ist der Futterbedarf bei nahezu doppelter Größe entsprechend.
Könnte mir natürlich aber auch gut vorstellen dass manch Mauerseglergelege in unserer Region am Kämpfen war oder noch ist.
Wer weiss weshalb eines meiner jungen Mauersegler aus dem Naturnest plötzlich spurlos vorzeitig verschwunden ist :?

LG
Markus
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jodamm
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von jodamm »

Heute abend fehlen sogar die Altvögel vom linken Nest und Bodennest, wenn sie nicht woanders im Turm hängen, hoffe ich das es bei den Alpenseglern auch Wetterflucht gibt, und diese das Fehlen erklärt. Ein Verlust der Altvögel wäre noch tragischer als der Verlust der diesjährigen Brut.
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Markus
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Markus »

jodamm hat geschrieben: Sa 7. Aug 2021, 22:54 Ein Verlust der Altvögel wäre noch tragischer als der Verlust der diesjährigen Brut.
Ist schwierig einzuschätzen, bin gespannt was bei der Diesjährigen Einflugszählung heraus kommt.
Diese sollte bei ca. 180-200 Tieren liegen.

LG
Markus
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Thömmes
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Thömmes »

Moin moin,

eine wirklich unfassbare Tragödie !

Das Wetter war insgesamt über die letzten Wochen nicht extrem schlecht, teils sogar sehr gut. Ich würde mir dieses Horrorszenario nicht in erster Linie mit ungünstigem Wetter erklären. Dann würden vielleicht von 3er Bruten nur 2 durchkommen, aber nicht diese Unruhe und so ein Massensterben einsetzen.
Wir hatten auch schon Jahre mit wesentlich schlechterem, v. a. kälterem Wetter im Sommer. Die jungen Alpensegler können auch, wie unsere Mauersegler, in einen torpiden Zustand verfallen und mehrere Tage ohne Futter überleben. Das Wetter war aber nicht so schlecht, dass es dazu kam.
Normalerweise hätte es für eine durchschnittliche bis gute Saison gereicht.

Dass die Eltern so nachlässig füttern muss auch andere Ursachen haben. Die allgemeine Unruhe und ohne Junge vorgefundene Nester tragen dazu sicher bei, auch die vielen Lausfliegen.
Man sollte aber unbedingt noch nach anderen Parasiten wie roten Vogelmilben Ausschau halten, z. B. indem man doppelseitiges Klebeband in der Nähe von Spalten und Ritzen befestigt wo man sie nach einigen Zeit als rötliche Punkte drauf finden würde. Natürlich dürfen die Segler auf keinen Fall an das Klebeband kommen, also ggf. noch irgendwie abschirmen mit einer Leiste oder in die Spalten rein machen. Die große Unruhe und sogar das ggf. Ausbleiben von Altvögeln würde dafür sprechen. Die sind wesentlich schlimmer als Lausfliegen und man sollte einen Befall sicher ausschließen. Auch andere kleine Parasiten würde man mit dem Klebeband finden. Vogelmilben werden übrigens meist durch Menschen eingeschleppt. Da reicht es, wenn einer 2 Wellensittiche oder ein paar Hühner hält, dann hat im ungünstigen Fall auch ein paar dieser Milben in seinen Klamotten.

Wenn irgendwie möglich sollten Totfunde veterinärmedizinisch untersucht werden. Am besten wären frische Funde, zur Not auch eingefrorene Tiere. Den körperlichen Zustand, z. B. unterernährt, von Parasiten zerstochen und auch z. B. eine Blutarmut kann man sehr leicht untersuchen. Auch Hinweise auf einige ansteckende Erkrankungen ließen sich finden.
Man sollte auch nach ggf verstorbenen Altseglern schauen und diese ganz besonders genau untersuchen lassen.
Vielleicht interessiert sich das Veterinäramt dafür, es ist ja eine ganz außergewöhnliche Entwicklung.

Kontakt zu anderen Betreuern von AS Kolonien sollte aufgenommen werden und sich über die Bruterfolge ausgetauscht werden. Wenn es in den anderen Kolonien überwiegend super läuft ist hier etwas Großes im Busch, läuft es woanders teils auch so kann man bestimmte Ursachen eher ausschließen, dann ist es vielleicht wirklich eher dieses verrückte Wetterjahr.

Falls es an den Lausfliegen und/oder anderen Parasiten liegt kann man da mechanisch nicht viel ausrichten. Dann sollte in der seglerfreien Zeit die chemische Keule in Form von lang wirkenden Insektiziden angesetzt werden. Man kann z. B. mal einen Schädlingsbekämpfer kontaktieren, vielleicht hat der noch Ideen oder schaut mal freundlich nach, welche Plagegeister dort oben aktiv sind und kann auch zu den eingesetzten Chemikalien beraten. Diese sind für die Alpensegler nach Rückkehr ungefährlich und sie können dann ungestört brüten.

Ich denke, in diesem Fall muss man wirklich in mehrere Richtungen schauen, im besten Fall die Ursache dingfest machen und beseitigen.

Ohne eine Ursache zu haben sollte man auf keinen Fall in die nächste Saison gehen, dann ist die gesamte Kolonie gefährdet.

Liebe Grüße
Thomas
2023:
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Elisabeth
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Elisabeth »

Das ist ja alles furchtbar! :shock: :cry:
Aber so schlecht war das Wetter ja eigentlich nicht.
Die letzte Woche nicht doll, aber auch nicht katastrophal.

Es muss noch andere Gründe geben, glaube ich.
Nach ein bisschen Recherche bin ich darauf gestossen, dass im Bodenseekreis aufgrund von Obst- und Weinanbau ganz besonders viele Insektizide angewendet werden. Auch der Borkenkäfer wird massiv angegangen und das Gift lagert sich zum Teil auf den Bäumen ab.
Wird das nicht von den Grünen regiert? :evil:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... d2ed8.html
Vielleicht kann man in diese Richtung noch mal recherchieren. Wird jetzt im Obst- und Weinbau besonders viel gespritzt?
Was ist anders, als in den anderen Jahren zuvor? Seit wann beobachtet Ihr die Segler? Da wird doch schon mal ein Jahr dazischen gewesen sein, wo das Wetter nicht super war. Man kann übrigens alle alten Wetterdaten beim DWD abrufen. Kachelmann bietet so was , glaube ich, auch an.
@Markus, ich kann auch dabei helfen, die Daten auszuwerten.
BildBildBildBild
Liebe Grüße
Elisabeth
..................................................................................................
2020: 4 Kästen -> 2xVP
2021: 11 Kästen -> 2xBP, 4xJV
2022: 13 Kästen -> 2xBP, 3xJV |1xBP Feldsperlinge (1 Brut)
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Bodensee Mauersegler
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Bodensee Mauersegler »

Hallo Elisabeth.
Ich wohne ja in Kressbronn am Bodensee. Also mitten im Obst- und Weinanbaugebiet.
Mir ist nicht bekannt, dass jetzt mehr als sonst gespritzt wurde.
Klar wird gespritzt. Ich konnte aber an meiner Mauerseglerkolonie mit 5 Brutpaaren keine Ausfälle beobachten. Die Alpensegler kommen natürlich schon im März zurück und konnten aufgrund des schlechten Wetters erst 4-6 Wochen mit dem Brutgeschäft beginnen.
Vielleicht werden wir noch mehr Informationen erhalten können, was die genaue Ursache in Tuttlingen mit dem hohen Verlust der jungen Alpensegler ist.
Auf jeden Fall ist es eine Katastrophe für die Alpensegler.
LG Michael

Habe den interessanten Bericht aus der Stuttgarter Zeitung gerade gelesen… dann stimmt es wohl leider :?
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Thömmes
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Thömmes »

Moin moin,

dass es deutschlandweit sehr schlecht um die Gewässer in landwirtschaftlichen Regionen steht ist seit Jahrzehnten bekannt und natürlich von Politik und Lobbyverbänden ebenso lange verschleppt und verschleiert worden. Die Natur ist halt sehr krank, auch wenn sie dieses Jahr grün daherkommt. Der Normalbürger nimmt diesen Zustand weder wahr, noch ernst.
Ich sehe aber nicht, dass jetzt genau dieses Jahr eine sprunghafte Erhöhung der Pestizidausbringung stattgefunden hätte, sie war und ist jedes Jahr zu hoch.
Da die Alpensegler hoch und weit jagen nehmen sie nicht an einer Stelle konzentriert vergiftete Insekten auf. Die Insekten müssen auch noch so gesund sein, dass sie hoch fliegen können.
Die Problematik müsste also bei Schwalben und anderen Singvögeln ungleich höher sein und diese massenhaft sterben bevor man bei Seglern etwas merkt.
Die Mauersegler haben überdies auch keine negativen Tendenzen gezeigt und die meisten geschlüpften Jungen gesund aufgezogen.

Ich sehe hier die Ursache entweder im Wetter, dann müssten aber andere AS Kolonien auch betroffen sein, oder intern im Glockenturm (Thema Parasiten etc. ), was mir momentan am plausibelsten erscheint. Aber es geht nur mit Nachforschen, wobei man mit den wahrscheinlichsten Annahmen anfangen sollte.

Liebe Grüße
Thomas
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Markus
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Markus »

Hallo Zusammen,

habe heute eine (rettungs)Aktion gestartet. Es war katastrophal dort oben ;( Nahezu alle JV verendet.
Nahezu alle stark abgemagert. 28 Totfunde ;( teils noch in dem Nest.

10 JV konnte ich retten und in eine Wildtierstation mit Seglerkompetenz bringen, einer ist noch auf der fahrt dorthin verendet.
Bei den noch Lebenden JV war wieder starker Lausfliegenbefall zu erkennen.
Ein Frischtoter JV werden wir an die Tiermedizin übergeben. Die diesjährige Beringung fällt aus.

Bilder möchte ich Euch ersparen ;(

Den Stream habe ich wieder gestartet.

was für ein verdammter scheiss Tag heute ;(

Traurige Grüße
Markus
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Markus
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Re: Alpenseglerbeobachtung in Tuttlingen

Beitrag von Markus »

Elisabeth hat geschrieben: So 8. Aug 2021, 16:42 @Markus, ich kann auch dabei helfen, die Daten auszuwerten.
Vielen Dank noch Elisabeth, tolle Recherche :thumbup:

LG
Markus
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