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Vino
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Vino »

Guten Morgen,

mal wieder ein kurzes Update von uns.
Nach dem Kontakt mit der Wildvogelhilfe und dem NABU, haben wir Vitamin-B-Komplex zugeführt. Der Schock kam dann den Tag darauf. Zwei Federn im Korb... den Tag darauf folgte Feder Nummer drei. Wir haben nun erst mal beobachtet und es scheinen die einzigen zu sein. In der Zeit war er auch sehr aufgekratzt, sodass wir schon dachten, er muss in die Auffangstation. Unsere Vermutung zum Einen die anfängliche Fehlernährung und zum Anderen ggf. der Stress, dass ich ihn jeden Morgen umsiedel, da ich ihn mit auf Arbeit nehmen muss.

Wir haben einen Korb als Ausguck an das Fenster gestellt, den er aktuell sehr ausgiebig nutzt, um alles was fliegt, zu beobachten und sein Gefieder zu pflegen. Seine Flugübungen und die Liegestütze macht er mehrmals am Tag, sodass die Balance nun schon sehr ansehnlich geworden ist. Gestern hatten wir einen Einbruch von 47g auf 44g. Fliegen will er aber scheinbar noch nicht, da er zwar interessiert in die Weite schaut, aber dennoch zurückkrabbelt. Wir sind heute bei 46g, der Schwanz ist beträchtlich gewachsen (hier sind 4 Hülsen hervorgetreten), sodass die Schwingen 2cm kürzer sind. Meine Arbeitszeit habe ich verlagert und er bleibt nun "nur" 3-4h allein, aber dafür daheim. Er wirkt ausgeglichener.
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Markus
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Markus »

Hallo Vino,
Vino hat geschrieben: Sa 20. Jul 2019, 07:19 Nach dem Kontakt mit der Wildvogelhilfe und dem NABU, haben wir Vitamin-B-Komplex zugeführt. Der Schock kam dann den Tag darauf. Zwei Federn im Korb... den Tag darauf folgte Feder Nummer drei. Wir haben nun erst mal beobachtet und es scheinen die einzigen zu sein. In der Zeit war er auch sehr aufgekratzt, sodass wir schon dachten, er muss in die Auffangstation. Unsere Vermutung zum Einen die anfängliche Fehlernährung und zum Anderen ggf. der Stress, dass ich ihn jeden Morgen umsiedel, da ich ihn mit auf Arbeit nehmen muss.
Hoffentlich schafft er es und Eure Bemühungen werden belohnt. Das ist schon eine Herausforderung. Ich würde empfehlen bezügl. der Federn doch nochmals Rücksprache mit der Mauerseglerklinik in Frankfurt zu halten, dort können sie Dir ganz genau sagen was zu tun ist.

Vielleicht kann der Stress doch etwas vermindert werden, denn nach meiner Beobachtung sind die Jungsegler im Kasten sehr oft über mehrere Stunden alleine, da die Elterntiere Tagsüber auf der Jagd sind. Vielleicht kannst Du den Jungsegler während deiner Arbeit doch zu Hause lassen.

LG
Markus
Saison 2023

Segler Nistplätze/ 4 belegte Nester von 9
Ankunft: 8 von 8

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Eier : 9
Schlupfe:8
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Alpenseglercam seit 25.02. wieder Online

alpensegler-tuttlingen

Storchencam vom Kirchturm seit 02.02. wieder online
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Vino
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Vino »

Hallo Markus,

meine Arbeitszeit habe ich verlagern können, sodass er daheim bleiben kann und nur 3-4h allein wäre. Das hatte jetzt ganz gut geklappt. Vielleicht kann man die Stunden noch etwas ausweiten, aber beim letzten Mal (Nachtschicht) war er "fast ausgehungert" :lol: (20 Heimchen)

Bezüglich der Federn habe ich ältere Fotos mit ausgebreiteten Schwingen zum Vergleich herangezogen. Interessanterweise fehlen angeblich keine Federn, oder die haben sich gut versteckt. Die Mauerseglerklinik war auch unser erster Gedanke, aber leider kommt man da sehr schwer durch; NABU ebenfalls. Wir werden da dran bleiben.

Ich hoffe, es bleibt bei dem Ausrutscher und die restlichen Tage gestalten sich weiterhin so positiv 🙂
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Regina
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Regina »

Hallo Vino, auch ich drücke ganz fest die Daumen, dass alles weiterhin gut geht und der Kleine am Ende gesund aus seinem liebevollen privaten Luxus-Auffangheim in die Natur entlassen werden kann. Wunderbar und absolut bewundernswert, wie du das trotz beruflicher Belastungen meisterst!! Und danke für die Fotos - der Kleine ist ja total süß! LG, Regina
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Thömmes
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Thömmes »

Hallo Vino,

toll, dass Du Dich so schön um den jungen Segler kümmerst :thumbup:

Welche Federn hat er denn verloren ? Kleine Deckfederchen wären nicht so schlimm, Schwungfedern wären aber sehr ungünstig.
Anhand der langen Federspulen an den Schwanzfedern vermute ich schon eine Störung in der Großgefiederbildung. Die Spulen müssten abbröseln und die Federfahne sich schön entfalten, es sieht etwas instabil aus. Was das genau bedeutet können nur die Gefiederexperten von der MS Klinik entscheiden. Ich würde denen die Fotos senden und auch Fotos von den ausgefallenen Federn machen. Auch nur minimale Schäden im Großgefieder wie zu weiche/spröde Schäfte o. ä. würden ein Überleben im Dauerflug nicht zulassen und unter den enormen physikalischen Belastungen abbrechen. Das berätst Du aber am besten mit der MS Klinik.
Alles Gute für den Kleinen !

Liebe Grüße
Thomas
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Vino
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Vino »

Hallo ihr Lieben,

leider sind es die Schwungfedern.

Ich hatte die MS Klinik am WE erreicht und Fotos ausgetauscht. Die erste Einschätzung ergab Gefiederschaden und der Vogel ist im Gefieder "zu kurz". Auch das mir empfohlene Präparat wird überprüft 😣 Danach ging es Schlag auf Schlag. Er hat nur noch eine Feder, die seit gestern im Federkleid sich in der Achse gedreht hat und einfach nicht abfallen will. Mir hat das Herz geblutet, als er seine Flugübungen machte.

Die Dame am Telefon hat mir gut zugesprochen, aber dennoch plagt das schlechte Gewissen. Ich warte nun auf Rückmeldung und hoffe, dass nichts mehr verloren geht 😢
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traudich
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von traudich »

Hallo Vino,
Vino hat geschrieben: Mo 22. Jul 2019, 17:08 Mir hat das Herz geblutet, als er seine Flugübungen machte.
Das kann ich gut verstehen und hoffe auch, dass deine viele Mühe und Fürsorge nicht vergebens war. Bin gespannt, was die MK weiter empfiehlt.

LG
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Thömmes
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Thömmes »

Hallo Vino,
Vino hat geschrieben:Die Dame am Telefon hat mir gut zugesprochen, aber dennoch plagt das schlechte Gewissen.
Du hast daran keine Schuld, so ein Findling kommt ja nicht mit langer Vorankündigung. Du hast Dich schlau gemacht und Dein Bestes getan. Vielleicht war der Grundstein für den generalisierten Großgefiederschaden auch schon beim Fund gelegt, wenn er einige Zeit unversorgt war, sogenanntes Hungergefieder. Hier in unserer Stadt würde kein Mensch so einen abgestürzten Segler aufnehmen und pflegen, da laufen tagelang hunderte achtlos vorbei bis er langsam verhungert und verdurstet ist. Also toll, dass Du Dich gekümmert hast und kein schlechtes Gewissen.
Vino hat geschrieben:Er hat nur noch eine Feder, die seit gestern im Federkleid sich in der Achse gedreht hat und einfach nicht abfallen will.
An der verdrehten Feder kannst Du mal vorsichtig zuppeln, wenn sie noch fest sitzt aber nicht weiter ziehen. Die muß ja sowieso neu geschoben werden. Mit den Schwanzfedern wird es wohl ähnlich laufen.

Die gute Nachricht ist, dass die Federn innerhalb von 2 Monaten in gutem Zustand nachwachsen könnten. Für diesen Kraftakt müsste der Segler aber sehr optimal versorgt werden mit Insekten und Ergänzungsmitteln wie Vitamine/Mineralstoffe (Korvimin ZVT, gibts beim Tierarzt), evtl. noch bestimmte Aminosäuren, Vit. B Komplex. Da wird die MS Klinik auch beraten.

Wenn das bei Euch noch geht so viele Insekten wie möglich von draußen holen. Es gibt jetzt viele Grashüpfer/Heuschrecken, die ein super Futter sind. Morgens früh in der Kühle kann man sie per Hand leicht einsammeln, kurz in den Freezer, Sprungbeine ab und auf Zimmertemperatur angewärmt füttern, oder tagsüber/abends mit Kescher fangen und genauso verfahren. Mit Licht kann man abends Nachtfalter anlocken, die auch ein sehr gutes Futter sind. Aus dem Zoohandel kann man sich mittelgroße Wanderheuschrecken besorgen, die nach Entfernung der harten Sprungbeine auch ein super Futter sind. Entscheidend ist die Abwechslung und damit sollte, wenn möglich, heute schon angefangen werden. Der Segler muß sowieso irgendwann in die MS Klinik, da er durch die lange Flugunfähigkeit seine Flugmuskulatur verliert, die haben da einen speziellen Trainingsraum wo er wieder auftrainiert wird.

Ein Todesurteil ist es auf jeden Fall so noch lange nicht. Wenn es ganz toll läuft kann der noch dieses Jahr starten.


Liebe Grüße


Thomas
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Vino
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Vino »

Hallo Thomas,

vielen Dank für deine Worte🙂

Die verdrehte Feder hatte mir der Knirps am Montag ausgehändigt, seitdem keine Verluste mehr :thumbup: Die Spulen am Schwanz sind soweit ich das sehen konnte nun auch verschwunden.
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Von der Klinik kam bislang nichts, bin mir aber auch nicht ganz sicher, ob sich die noch ausstehende Meldung im Rahmen bewegt. Ich habe daher vorerst meinen Chef (Arzt) gefragt, was er von dem Präparat hält und er hat es zumindest als unbedenklich eingestuft, sodass ich damit erst mal weiter füttere. Nachschub in Sachen vielfältiges Lebendfutter kommt heute 😊 Kann alles, was so in meine Wohnung einfliegt, verfüttert werden? Ich denke da vorallem an die Florfliege und diese grünen Hüpfer, die in der Nacht an der Wand hängen...

Ansonsten ist er derzeit bei 43g - 45g und noch hochmotiviert, in die Luft zu kommen. Er ist 4h vormittags und 4-6h am Nachmittag allein. Das scheint ihm auszureichen.
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Thömmes
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Re: Aufzucht Mauersegler

Beitrag von Thömmes »

Hallo Vino,

die Klinik dürfte im Ausnahmezustand sein, es waren die letzten Tage großflächig zw. 35 und 39°C, heute abartige 42°C und morgen noch mal so heiß, da werden tausende junge Mauersegler aus den Nestern springen und ein Teil der überlebenden in der MS Klinik landen, die von den Juni Hitzerekorden noch hoffnungslos überfüllt ist und sicher am Limit arbeitet. Da kann man momentan nichts erwarten und in dieser Ausnahmesituation muß sich jeder selbst helfen.

An Zusatzpräparaten wären eben Korvimin ZVT und Vit. B Komplex sinnvoll. Beides ist normalerweise beim TA auch ein kleinen Mengen für wenige EUR zu bekommen. Wichtig wären halt wirklich Insekten von draußen. Die grünen Hüpfer kannst Du nehmen, Florfliegen bitte nicht, die haben ein Abwehrsekret. Alles an Heuschrecken/Grashüpfern ist super, Nachtfalter, wenn Du einen Imker kennst auch Drohnenbrut, dazu Heimchen, Grillen, Wanderheuschrecken aus dem Handel. Die Abwechslung ist wichtig. Jeden Tag ein paar der Insekten Mit Korvimin ZVT einpudern und und etwas Vit. B Komplex. Insgesamt ca. 15 g frische Insekten braucht ein Segler pro Tag. Dann sollte es eigentlich klappen mit neu schiebenden Schwungfedern. Die Schwanzfedern sehen so ganz OK aus, man wird in der nächsten Zeit sehen, ob sie stabil sind. So sieht er ja munter und gepflegt aus und er sollte noch ein leben am Himmel führen können.

Liebe Grüße

Thomas
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