Spyr hat geschrieben: ↑Mi 25. Dez 2019, 10:33
Hallo Waechter, hallo Markus
Nach einem Besuch bei Lack hat es Erich Kaiser aus Kronberg keine Ruhe gelassen, die Geschlechtsbestimmung durch Unterscheidung der Frequenzen sicher zu bestimmen. Dazu hatte er durch genaues Beobachten in seiner Giebelkolonie beste Voraussetzungen: Bei einem Paarungsvorgang hat er Weibchen (unten) und Männchen (oben) an der linken bzw. rechten Schwanzspitze mit Farbtupfern markiert und in der Folge die Frequenzen ihrer Rufe zugeordnet: Das Männchen ruft mit der tieferen, das Weibchen mit der höheren Frequenz.
Die entsprechende Publikation hier:
http://www.mauersegler.klausroggel.de/p ... mauers.pdf
Und hier noch der Link zu einem wunderschönen Filmtrailer:
https://vimeo.com/307661465
Wo man den ganzen Film zu sehen bekommt, habe ich nicht nicht herausgekriegt. Vielleicht weiss jemand im Forum Bescheid?
Allen noch schöne Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Beste Grüsse
Werner
Hallo Werner, sehr gut dass Du das erwähnst, aber das ist genau der Punkt ..und wurde deshalb schon 2013 mein Thema
Es wird gerne geglaubt was man erwartet und ohne Gegenbeweis dann auch zur LEHRMEINUNG, aber die Natur funktioniert oft anders.
Auch wenn heute noch Feiertag ist, nehme ich mir die dafür notwendige Zeit es korrigierend zu beantworten.
Damals wurden bei E.K.
keine Stimmenaufzeichnungen gemacht.
Er hat sich bei diesen Versuchen nur auf den
persönlichen Höreindruck verlassen.
Er hat sich in das Klangbild hinein gehört und die Unterschiede so
empfunden. Schon meine eigenen ersten Aufnahmen zeigten 2013 im Sonogramm aber nur einen geringen Frequenzhöhenunterschied (<500Hz) den kann menschliches Hören im Bereich um 6000 Hz nicht zuverlässig unterscheiden. Das persönliche Hörvermögen ist sehr subjektiv in diesem Frequenzbereich. Auch bei dem Klang der menschlichen Stimmen, gibt es einen großen Spielraum, durch den manchmal nicht erkannt wird, ob es sich um eine Männerstimme oder Frauenstimme handelt.
Mein Widerspruch bedeutet nur, dass es auch Paare gibt, bei denen die Stimme des Männchens eine höhere Frequenz hat als die des Weibchens und die
Frequenzhöhe somit kein sicheres Unterscheidungsmerkmal sein kann.
Bei Lack ( "SWIFTS IN A TOWER" ) habe ich in der NEUAUFLAGE auf Seite 29 oben nochmal nachgelesen. Dort wird in Folge ausfühlich beschrieben, dass die Duettrufe von beiden Vögeln
unterschiedlich sind, aber welcher Ruf
heller klingt und welcher
dunkler --- ( höher und tiefer als Begriff, weckt falsche Erwartung, denn jeder Ruf besteht aus mehreren Teiltönen unterschiedlicher Frequenz, die zusammen den Höreindruck ergeben) ---
und Lack hat sich auch nicht festgelegt.
Da ich es als Beispiel für wichtig halte, hier mein Angebot mit dem übersetzten Zitat aus der alten Auflage:
Jeder Nistkasten wird von nur einem Paar besetzt und gegen alle anderen adulten Segler verteidigt. Wenn fremde Individuen außerhalb der Kolonie herumfliegen, fliegen die Besitzer oft in ihre Nistplätze, sitzen dann an ihren Einflügen und schauen hinaus, ihre blassen Kehlen deutlich sichtbar, und schreien angriffslustig, wenn potentielle Eindringlinge vorbeifliegen. Wenn beide Partner zurückgekehrt sind, sitzen sie gewöhnlich Seite an Seite im Eingang und rufen im Duett, wobei der eine einen höheren Ton anstimmt als der andere. Dies, denken wir, muss der „swii-rii“ - Ruf des Mauerseglers sein, der im "Handbuch der Vögel Großbritanniens" und in anderen Standardwerken erwähnt wird. Es sind wirklich zwei Töne (RUFE Die Rufe als Töne zu bezeichnen ist sachlich falsch), einer von jedem Partner. Ein solches „Duettieren“ ist bei Vögeln ungewöhnlich, wird jedoch von verschiedenen tropischen Arten berichtet. So ruft beim Bokmakierie, einem südafrikanischen Würger, der erste Vogel „bokmark“ und der zweite „kierie“, so dass ein zusammenhängender Ruf entsteht. In ähnlicher Weise ruft in Australien der männliche Peitschenvogel wie der Knall einer Peitsche, während das Weibchen sofort mit einem weichen „gee-up“ folgt, und es hat lange gedauert, bis Naturwissenschaftler erkannten, dass dieser Ruf von einem Paar gemeinsam erzeugt wird.
An mehreren Stellen wird im Buch auch erwähnt, dass sie im Verhalten Weibchen und Männchen nicht unterscheiden konnten.
Interessant ist auch für mich, dass ab Seite 36 die Stimmenaufzeichnung beschrieben wird.
Zitat:
Der hoch angesetzte Schrei des Mauerseglers,der beim Drohgehabe,bei geselligen „Screaming-parties" und zwischen den Partnern zu hören ist, klingt in unseren Ohren einfach, harsch und monoton, doch dieser Eindruck kann falsch sein. 1955 wurde ein Mikrophon an den Nistkästen im Turm aufgestellt und die Seglerrufe wurden per Kabel zu einem BBC-Übertragungswagen in der Museumseinfahrt übertragen. Als die Aufnahme der Rufe später mit einem Viertel der natürlichen Geschwindigkeit abgespielt wurde, offenbarte sie unerwartete Vielfältigkeit. Der Ruf beginnt gewöhnlich mit einer Anzahl separater Töne, wird dann zu einem nahezu kontinuierlich sprudelnden Ruf, der lauter wird und in der Tonhöhe ansteigt, dann wieder abfällt und endet mit verschiedenen einzelnen Lauten. Mit einem Viertel der Geschwindigkeit klingt er wie der trillernd vibrierende Schrei des Eistauchers (loon), während er sich, auf ein Zehntel der natürlichen Geschwindigkeit verlangsamt, wie das Glucken und Gackern eines Haushuhnes anhört. Auch andere Töne und Modifikationen des Schreies wurden enthüllt.
Es besteht Grund zu der Annahme, dass der Segler selbst viel von dieser Diversität wahrnehmen kann. ---S.37 unten--- Wenn wir hohe Frequenzen hören könnten, würden wir wahrscheinlich den schrillen Schrei unseres Seglers für schön halten.
Dazu zeige ich hier nochmal das Sonogramm, das ich schon an anderer Stelle verwendet habe.
- Obertöne-DE-Neu.JPG (89.54 KiB) 5257 mal betrachtet
Zusätzlich ist auch hier der Link mit dem sich die verlangsamten Rufe hören lassen.
https://www.youtube.com/watch?v=3GKn1ec ... e=youtu.be
In der Verlangsamung wird der Klangunterschied deutlicher. Die Möglichkeit einer Tonlupe, nutze ich schon seit 2012.
Wie alt diese Technik ist kann im Anhang nachgelesen werden.
Allen wünsche ich einen guten Rutsch ins Jahr 2020 und alles Gute,
Gruß, Waechter
Um diesen Beitrag zu ergänzen auch die Links zum Booklet
https://www.mauersegler-forum.de/viewto ... 956#p10956
https://www.mauersegler-forum.de/viewto ... 956#p10929