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Tanny
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Mehlschwalben, die kleinen Segler?

Beitrag von Tanny »

Hallo allerseits,
ich päppel ja jetzt schcon einige Jahre vornehmlich verletzte oder verwaiste Schwalben - also Rauchschwalben und Mehlschwalben - und aber auch gelegentlich Mauersegler.
Je häufiger ich jetzt Mehlschwalben hatte, desto mehr beschleicht mich der Verdacht, dass da ein Fehler bei der Einordnung vorliegt.
Mehlschwalben haben in jeder Hinsicht viel mehr vom Mauersegler, als von der z.B. Rauchschwalbe.

Optisch fällt sofort auf, dass die Beine (kurz, behaart, eher wie beim Mauersegler zum Klettern geeignet) sind.
Auch Kopfform, Augen - gesamter Gesichtsausdruck hat mehr vom Segler.
Ihr Ruf ähnelt ebenso dem Segler - dieser - wie soll ich es ausdrücken - eher "krächzender" Schrei.

Genau wie Segler müssen Mehlschwalben im Unterschied zu Rauchschwalben das Fliegen nicht lernen - sie können es sofort, wenn sie das Nest verlassen.
Wenn man sie im Vogelzimmer üben lassen will, fällt ihnen das deutlich schwerer, als den Rauchschwalben - sie haben offenkundig viel zu wenig Platz, denn sie wollen sofort richtig los.
Wenn sie an irgendeine Wand, Gardine etc. kommen, krallen sie sich nicht wie Rauchschwalben fest, verweilen da und fliegen von dort irgendwann wieder los, sondern sie beginnen sofort zu klettern - völlig selbstverständlich.

Die Lebendtierjagd im Vogelzimmer ist ebenso nicht ihrs - sie üben deutlich weniger intensiv und begeistert, als Rauchschwalben.
Manche unternehmen diesbezüglich überhaupt keine ANstrengungen.
Allerdings können sie draussen sofort perfekt jagen.
Beobachtungen über Jahre verschiedener Mehlschwalbenbruten bestätigten mir das.
Wenn die Jagdbedingungen/das Wetter okay sind, fliegen sie häufig aus und sind sofort komplett selbständig - da lassen sie sich oft gar nicht mehr zufüttern.
Nur, wenn es widrige Umstände sind, beobachte ich dass sie sich noch einige, wenige Tage - aber nur vergleichsweise gelegentlich - von den Eltern zufüttern lassen.

Außerdem sind die absolute Leibspeise der Mehlschwalben kleine Spinnen - etwas, was meine Rauchschwalben nicht so hitverdächtig finden.

Bei meinen Zöglingen erlebe ich immer wieder: die Rauchschwalben lernen alles Schritt für Schritt und auch, wenn sie schon raus gehen kommen sie je nach Witterung und Jagdsituation nocch mehr oder weniger oft und lange wieder nach Hause und lassen sich füttern oder übernachten auch mal wieder drinnen.
Bei den Mehlschwalben habe ich es wenn es hoch kommt nach dem Ausfliegen noch einmal, dass sie vom Himmel runter kommen, sich ein Futtertier geben lassen und dann endgültig weg sind.
Sie kreisen bei guter Witterung oft nur einige Stunden über dem Hof, bevor sie sich davon machen.

Also wenn ich alles zusammen nehme, dann sind Mehlschwalben so ein Zwischending zwischen Segler und Rauchschwalbe - allerdings deutlich näher am Segler, als an der Rauchschwalbe.

Was habt Ihr diesbezüglich für beobachtungen/Erfahrungen gemacht?
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Markus
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Re: Mehlschwalben, die kleinen Segler?

Beitrag von Markus »

Hallo Tanny,
Tanny hat geschrieben: Mi 30. Aug 2017, 11:50 Je häufiger ich jetzt Mehlschwalben hatte, desto mehr beschleicht mich der Verdacht, dass da ein Fehler bei der Einordnung vorliegt.
Mehlschwalben haben in jeder Hinsicht viel mehr vom Mauersegler, als von der z.B. Rauchschwalbe.

Was habt Ihr diesbezüglich für beobachtungen/Erfahrungen gemacht?
Ich beobachte noch nicht sehr lange, aber was außer mir noch viele Andere sehen bestätigt deine Ansicht.
So zb. sind gerade gegen Ende der Mauerseglersaison diese oftmals in Mehlschwalbengruppen gemeinsam bei der Jagd zu sehen.
Auch wird sich hierbei nach meinen Beobachtungen gegenseitig völlig toleriert und sind wie es aussieht sogar auch in die Gruppe integriert. Oftmals wird es dadurch schwierig die Mauersegler zwischen den Schwalben überhaupt zu erkennen.
Ich bin auch der Meinung dass da vielleicht doch mehr an Verwandtschaft besteht wie die Biologen behaupten.
Auch unser Gencode stimmt zu ca. 70% mit einem Kolrabi überein, und ? :lol:

Grüße
Markus
Saison 2023

Segler Nistplätze/ 4 belegte Nester von 9
Ankunft: 8 von 8

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Schlupfe:8
Abflüge JV 8

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kaninchenzuechter
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Re: Mehlschwalben, die kleinen Segler?

Beitrag von kaninchenzuechter »

Danke Kirstin für Deinen sehr informativen Bericht. Leider kann ich keine Aussagen zum Vergleich der 3 Arten machen aber ich kann vieles, was Du an den Rauchschwalben beobachtet hast, bestätigen.
Ja, Rauchschwalben müssen das Fliegen erlernen.
Spätestens drei Tage vor dem Ausflug beginnen sie ihr Gefieder zu pflegen, strecken die Flügel und führen am Nestrand Rüttelbewegungen durch.
Hierzu ein kleines Video:

Mit dem ersten Ausflug ist das Lernen nicht zu ende. Sie lernen das ganze Leben bis zur Perfektion.
Das ist auch notwendig. Bei uns befinden sich die meisten Nester im Nebengebäude. Der Zugang erfolgt fast ausschließlich durch ein angekipptes Fenster. Ein solches Fenster befindet sich z. B. in der Tür bei Harry.
Hier
Geübte Schwalben benötigen dazu nur Bruchteile einer Sekunde.

Ja, Rauchschwalben müssen das Jagen erlernen.
Als wir noch Ziegen hatten, konnte ich beobachten, wie die Schwalben schon im Nest nach Fliegen schnappen.
Übrigens jagen sie nicht der Beute hinterher. Sie schnappen und fliegen dort hin, wo die Fliege hin fliegen wird. Für die erste Brut nehmen sich die Eltern ca eine Woche Zeit. Das Nest bleibt tabu.
Die Zweite Brut wird bis zum Abflug gefüttert. Die Fütterung erfolgt sehr oft in der Luft. Das elterliche Nest darf benutzt werden. Siehe: Hier

Rauchschwalben haben eine starke Bindung an den elterlichen Brutplatz.
Die Nachkommen erscheinen öfters im Gehöft, wo sie geboren wurden. Sie versuchen sich auch mit Vorliebe dort anzusiedeln.

Übrigens, Rauchschwalben sind im Gegenatz zu Mehlschwalben und Mauersegler keine Koloniebrüter. Der Schutz durch den Menschen ist ihnen wichtiger als der Schutz durch die Kolonie.
Gruß Dieter
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