Hallo liebe Menschen, die hier mitlesen,
ich möchte an dieser Stelle noch einmal eine Lanze für den Haussperling brechen. Bei einigen von Euch renne ich dabei offene Türen ein, aber es gibt auch nicht wenige Mitglieder, die mit den Spatzen ein bisschen hadern.
Ein Argument ist häufig, dass es an den betreffenden Häusern so viele Spatzen gäbe.
Ich finde: Dann freut Euch!!
Der Spatz ist der am engsten mit dem Menschen zusammen lebende Wildvogel. Er begleitet ihn schon seit der Jungsteinzeit. Ich habe gelesen, wenn Menschen Häuser verlassen und diese leer stehen, ziehen auch die Spatzen aus. Das finde ich sehr erstaunlich.
Unser Hausspatz heisst auf Lateinisch
Passer domesticus. Schon daraus wird ersichtlich, wie eng unsere Spatzen zum Haus und der Familie gehören.
Haussperlinge haben einen sehr kleinen Aktionsradius. Wenn sie einmal an einer Stelle verschwunden sind, ist es fast unmöglich, sie dort wieder hin zu locken. Das gelingt nur, wenn man von einer anderen Stelle, wo noch Bestände sind, Nistmöglichkeiten als Trittbretter anbietet, damit sie sich von da aus peu à peu wieder ausbreiten können. Ein Unterfangen, was häufig schwierig ist, weil der Spatz nicht überall eine Lobby hat.
In vielen Köpfen ist noch das negative Bild über den Spatz, der noch bis in die 50er Jahre regelrecht verfolgt wurde. Um die Jahrhundertwende wurde empfohlen am Futterhaus mit Schrot auf die Spatzen zu schießen, damit sie den als wertvoller erachteten anderen Singvögeln das Futter nicht weg nehmen können.
Wo der Spatz vorkommt, haben die Anwohner oft das Gefühl, dass es ihn noch massenweise gibt. Wer aber am lautesten krakelt, wird am meisten wahr genommen. Das ist wie bei einigen Parteien und Gruppierungen aus dem politischen Spektrum.
Das heißt nicht, dass sie in ihrer Anzahl tatsächlich so häufig sind. Hausspatzen gibt es nur in der Nähe der Häuser, ein paar hundert Meter weiter sind sie schon nicht mehr da. Anders als eine Meise, die man auch im tiefsten Wald noch vorfindet und das Land flächendeckend bewohnt.
Der Haussperling ist nach dem Star der größte Verlierer bei unseren Brutvögeln. Wo die beiden Arten noch vorkommen, sollte man sie unbedingt schützen und unterstützen!
Wenn Ihr Euch ärgert, dass sie in die Mauerseglerkästen oder Schwalbennester gehen, dann hängt Ihnen eigene Kästen hin. Auch auf den Dörfern wird immer mehr energetisch saniert und die Spatzen und Stare leiden unter Wohnraummangel.
Ein Haussperling hat nur eine Lebenserwartung von 3-6 Jahren, nur 20 % der Jungvögel überleben das erste Jahr. Er muss einfach viel mehr brüten als unser Mauersegler, der eine deutlich höhere Lebenserwartung und geringere "Kindersterblichkeit" hat.
Wenn Ihr keine eigenen Spatzenkästen aufhängen möchtet, lasst doch die Mauerseglerkästen vielleicht offen. Man muss dann "nur" aushalten, dass der Mauersegler kurzen Prozess mit den Spatzen macht, wenn er Anspruch auf den Kasten erhebt. Das wurde ja gerade von einigen Mitgliedern berichtet. Aber auf diese Art und Weise haben sich Mauersegler und Hausspatzen hunderte Jahre lang arrangiert.
(Ich könnte es natürlich auch nicht aushalten und würde mich für die Variante mit den zusätzlichen Kästen entscheiden.
)
Weiterführende Links:
https://www.nabu.de/news/2017/10/23284.html (Artenrückgang allgemein)
https://www.neuntoeter-ev.de/projekte/s ... C3%A4nger/ (Ein Projekt in Hamburg)
https://www.br.de/rote-liste/spatz-sper ... g-100.html (Spatzen u.a. in Berlin)
http://www.gebaeudebrueter.de/gebaeudeb ... index.html (Tipps für Gebäudebrüter)