Moin moin,
gestern war es das Abschiedsscreaming. Heute waren, bei idealem Reisewetter, der verwitwete Segler und ein längst fertiges Brutpaar abgereist. Keine Rufe mehr, jetzt bleibt es lange still. Ein BP übernachtet noch mal gemeinsam, das sehr späte Brutpaar konnte bei gutem Insektenflug heute noch mal beim Füttern Gas geben, die Jungen betteln jetzt schon sehr lautstark. Morgen könnten die beiden schon allein am Haus sein und schaffen es hier hoffentlich ohne weitere Vorkommnisse bis zu Ende. So schnell kann es dann doch enden, wenn die Abflugbedingungen so gut sind. Auffällig waren bzw. sind die vielen und teils langen Duette, die die fertigen Brutpaare die letzten Tage aus den Kästen hören ließen, zu verteidigen gab es ja nichts mehr. Es wird wohl besonders auch dem Paarzusammenhalt dienen.
@Thomas: die Aufnahmen hat die Ü Kamera gemacht, ich hätte mich niemals da hin gestellt und Fotos gemacht zumal das auch nur mit Profi Ausrüstung im Anschlag ginge. Ich habe geklatscht, geschrieen und bin wie ein Derwisch herumgesprungen incl. gezerrtem Nacken. Es war zu spät.
Natürlich schmerzt es sehr, einen Altsegler von so einem toll harmonierenden Paar zu verlieren. Sollte der Partner zurückkehren geht es dann wieder los mit Neuverpaarung, Unruhe im super funktionierenden Sozialgefüge und verm. wieder einer Spätbrut oder einer Neubesiedlung. Dieser begehrteste aller Kästen hier am Haus hat jetzt in den wenigen Jahren schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
Ich denke mir, ob es vielleicht doch nicht so gut ist, die Einflüge so dicht über der Bodenplatte zu machen. Bei den dreieckigen Kästen geht es nicht anders, aber ich habe auch besiedelte Kästen wo sie einmal 16 und einmal 12 cm nach unten müssen, natürlich mit Kletterhilfe, da verschwinden die wesentlich schneller drin und eben auch nach unten. Da wäre ein Nachgreifen des Sperbers wesentlich schwieriger geworden und evtl. der Segler davongekommen. Ein- und Ausflug machen die Segler auch bei solchen Höhenunterschieden wieselflink und haben sich die Kisten ja auch selbst ausgesucht. Wenn ich weitere Kästen mache, dann werde ich eine Kompromisslösung machen mit den Einflügen höher im Kasten.
@Werner: 31g ist für einen flugbereiten Jungsegler ein Todesgewicht. Da ist die Frage, ob er dann ausgeflogen ist oder einen Hungersprung gemacht hat und kurz danach runtergegangen ist. Dem hat ja nicht nur schon länger Nahrung, sondern auch Flüssigkeit gefehlt. In so einem Fall ist wirklich besser, einzugreifen und ihn noch ein paar Tage gut zu füttern und Flüssigkeit zu geben, dass er wenigstens 6-8 g mehr hat. Man kann ihn ja zum Ausfliegen wieder in den Kasten setzen und den Rest allein machen lassen. Natürlich werden aus unerreichbaren Nistplätzen öfter untergewichtige Jungsegler ausfliegen, wenn etwas schief geht, aber 31 g ist schon dass Niveau, was halbverhungert am Boden gefunden wird und mit ungewisser Chance in Pflegestellen versorgt wird. Hoffen wie das Beste für ihn.
Elisabeth hat geschrieben:Bei @traudich 's Baumbrütern haben wir uns auch Sorgen um den Ausflug gemacht, einige wollten die Jungvögel schon umquartieren, und scheinbar war es kein Problem.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Jungsegler los fliegt, wenn er konstitutionell nicht dazu in der Lage ist.
Wenn man es nicht lückenlos dokumentieren kann, weiß man gar nichts. Bei mehreren Katzen und ggf. anderen Geistern der Nacht die dort herumlaufen ist alles andere auch möglich, die lassen einen Segler ja nicht an der Stelle liegen, da sieht man genauso wenig als wenn der Ausflug erfolgreich war.
Wenn Jungsegler drohen, zu verhungern, springen sie auch in jüngerem Alter aus dem Nest. Was sollen sie auch sonst machen. Genauso fliegt ein stark untergewichtiger, abflugbereiter Segler los, eine Alternative gibt es nicht. Kurz vor dem Verhungern werden sie meist noch mal extrem unruhig. Laienhaft würde man denken, der ist noch ganz OK, dabei ist es das letzte Aufbäumen.
Liebe Grüße
Thomas