traudich hat geschrieben: ↑Di 1. Okt 2019, 13:44
Hallo Waechter,
versuche schon länger aus den Rufen der Mauersegler schlau zu werden. Auf deiner Grafik stellst du ja Mauerseglerrufe dar und kannst sogar männliche Rufe von weiblichen unterscheiden.
Ich muss leider zugeben, dass ich von solchen Dingen keine Ahnung habe und deshalb die Frage:
ist es möglich bzw. wie aufwendig für dich, aufgenommene Rufe von Mauersegler darzustellen. Da die Segler ja gerade in der Brutzeit wegen ihrer unterschiedlichen Entwicklung (Interessen) ihr Sozialverhlten stark durch Rufe signalisieren müssen, gibt es sicher ein breites Repertoire. Diese zu entschlüsseln wäre doch sehr spannend.
LG
Hallo traudich,
zu Deiner einfachen Frage muss ich doch
etwas weiter ausholen.
Meine Interesse, die Stimmen der Mauersegler aufzuzeichnen und zu analysieren wurde geweck durch die simple Aussage,
dass alleine der Frequenzunterschied von MS♂ und MS♀ die Unterscheidung zu lässt.
So wie es bei Wikipedia immer noch zu lesen ist.
Die Frequenzunterschiede wollte ich nutzen, um mit einer Filterschaltung und LED im Video zu zeigen, wann das Männchen und wann das Weibchen ruft.
Erste Aufnahmen mit dem Mikrofon der Kamera sind gescheitert, da der Schalldruck der Duettrufe das Mikrofon überlastet.
Die Aufnahmen mussten im Kasten gemacht werden, denn der Lärmpegel von der Straße störte zu sehr.
Preiswerte kleine Mikrofone fand ich nur für den Frequenzbereich bis 20kHz. Aber auch die müssen mit einer Lochblende gedämpft werden,
damit es nicht zur Überlastung kommt. Zusätzlich habe ich auch noch einen Digitalrecorder TASCAM DR-05 verwendet, der bis 40kHz aufzeichnen kann. Damit kam ich aber nicht in den Kasten. In günstigen Momenten konnte ich damit WAV-Aufnahmen machen, und sehe darin auch Teiltöne bis 35kHz.
Der Frequenzumfang der Rufe ist größer, als es Menschen hören können.
Schon die ersten Aufnahmen zeigten mir, dass bei dem Paar die Frequenzunterschiede sehr gering sind, aber auch, dass sich am Ruf-Ende mit dem
Triller der jeweilige Ruf immer einem Vogel zuordnen lässt.
Erst durch den Vergleich mit den Rufen anderer genetisch bestimmter Vögel, kann ich die Rufe jeweils Weibchen und Männchen
eindeutig zuordnen.
Bsher habe ich außer diesem Unterschied am Ruf-Ende keinen Anhaltspunkt dafür, dass die lauten Rufe für eine Komunikation genutzt werden.
Es sind im Kasten auch leisere Laute zu hören, die einer Komunikation zugeordnet werden könnten. Bisher konnte ich nur bei beiden Paaren erkennen,
dass das Weibchen der dominantere Vogel war und die gering tiefere Stimmenfrequenz hatte.
Die Rufe der Vögel im Flug, lassen sich durch den unterschiedlichen Triller auch nach MS♀ und MS♂ unterscheiden.
Nur der
Dopplereffekt lässt den Hörer (Mensch) unterschiedliche Frequenzen hören,
die der Vogel aber nicht macht.
Lücken in den Rufen lassen sich allein durch die Flugmuskebewegungen erklären.
Bis jetzt erkenne ich in den die Duettrufen des Paares im Kasten zu den Rufen der fremden Besucher am Kasten und auch in den Rufen im Flug noch keinen Unterschied, der auf eine Komunikation hinweist.
Die Mauersegler sind keine "Singvögel" bei denen eine Melodie gesungen wird.
Das was in Fachbüchern mit Sonogrammen auch bei Singvögeln gezeigt wird, ist nicht der komplette Frequenzberich, wie der Vogel für die Artgenossen ruft. Auch Biologen beschränken sich auf den Frequenzbereich, den sie hören können.
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Um es deutlich zu machen ist hier erneut die Grafik, in der ich die Teiltöne eines Rufes nennen kann.
Alle "Teiltöne" werden gleichzeitig erzeugt und machen den Klangeindruch aus, mit dem sich die Paare (Partner) erkennen.
Grüße, Waechter