Hallo Pascal!
Das Zusammenleben von Sperlingen und Mehlschwalben scheint ja wohl mindestens so schwierig zu sein wie das von Mauersegler und Staren. Während der Streit zwischen Segler uns Star mal so und mal so ausgeht (insgesamt behalten die Segler häufiger die Oberhand), scheint ein Konflikt zwischen Spatz und Mehlschwalbe meist für die Schwalbe nicht zu gewinnen zu sein. Ich erinnere mich da an Michaels (@Bodensee Mauersegler) Mehlis, die 2023 von den Spatzen vertrieben wurden.
Aus dieser Sicht ist es sicher sinnvoll, die Mauerseglerkästen bis zur Ankunft der Segler geschlossen zu halten. Wenn die Brutlust der Spatzen bei Dir so groß ist, würden sie sofort ein oder gar mehrere Mauersegler-Kästen besetzen und von da an den Schwalben das Leben schwer machen. Ich erinnere mich zwar auch an friedliches Zusammenleben der beiden Arten (Mehlschwalbe im Nest, Spatz unter der Dachrinne daneben), aber ich würde es nicht darauf ankommen lassen. Zu oft habe ich auch von Sperlingen übernommene Natur-Mehlschwalbennester gesehen.
Ob die Schnüre die Schwalben wirklich stören, weiß ich leider auch nicht. Ich halte die Schwalben auch für geschickt genug, um den Schnüren auszuweichen, zumal die ja deutlich unterhalb der Nester ansetzen. Dafür kann ich mir aber gut vorstellen, dass die "strauchartige" Optik, die durch die Bänder entsteht, Neuansiedlungen verhindert (Wirkt optisch ein bisschen wie eine Brücke für Marder und Co.). Bereits erfahrene Brüter werden wohl eher damit klarkommen, da sie das Gesamtaussehen Deines Turms schon aus früheren Zeiten kennen. Was also tun?
Ich denke, dass es wichtig ist, die Segleröffnungen bis zur Ankunft der erhofften Bewohner verschlossen zu halten - nicht wegen der Segler (die würden sich schon durchsetzen) sondern wegen der Schwalben.
Es wäre dann wichtig (oder zumindest gut), die Bänder näher an die Stange des Turms heranzubringen. Ich habe mal versucht, eine Skitze dazu anzufertigen:
Oben, möglichst nah an der unteren Etage der Nistkammern müsste ein Ring befestigt werden, der ca 1 cm Platz zur Stange lässt (Gelb). Die Bänder könnten dann durch den Spalt zwischen Ring und Stange geführt werden, würden so also nicht mehr frei im Luftraum, sondern an der Stange herunterhängen.Du könntest dann auf jedes Band ein Gewicht auffädeln,das in der Nähe des Ringes positioniert ist (weißer Pfeil). Hier würden sich z.B. größere Muttern eignen.
- Artenschutzturm 2.jpg (53.4 KiB) 2090 mal betrachtet
Wenn Du dann vorsichtig den Schaumstoffverschluss aus der Öffnung ziehst, wird der am Band nach unten fallen. Die Mutter, die ja nun nicht mehr an ihrem Platz gehalten wird, fällt vom Band geführt auf den Schaumstoff und zieht diesen mit nach unten. Wenn Du dann das Ende des Bandes loslässt, wird das Gewicht der Mutter das Band durch den Ring nach unten ziehen. Dann kannst Du das Band samt Schaumstoff und Mutter entfernen. Vorteil: Du kannst die Kammern der Seglernester einzeln öffnen, wenn es gerade passt.
Klingt sicher kompliziert, scheint aber machbar. Es gäbe noch die viel einfachere Möglichkeit, alle Schaumstoffstücke mit einem Band zu verbinden Das müsste dafür auf Höhe der Einflugöffnungen um den Turm herumgeführt werden. Von der zuletzt verschlossenen Öffnung würde dann ein Band zum Boden führen, was optisch weniger stören dürfte als die aktuellen zwölf Bänder. Du könntest dann aber nur alle Öffnungen auf einmal freimachen.
Das war jetzt mal von mir so auf die Kürze ausgedacht. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass der eine oder andere von uns eine noch bessere oder einfachere Lösung findet.
Was das Aufhängen von Nistmöglichkeiten für die Sperlinge betrifft, so sollten die schon wirklich gute Plätze haben. Einerseits benötigen auch die Spatzen unseren Schutz, anderseits scheint dein Turm aber so ausgezeichnete Brutmöglichkeiten auch für Spatzen zu bieten, dass die besonders dann, wenn die Population durch weitere Kästen gewachsen ist, mit fliegenden Fahnen in deinen Turm wechseln werden, wenn sie die Möglichkeit dazu finden. Es bleibt also spannend! Alles andere wäre ja auch langweilig.
Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn ich demnächst von der ein oder anderen MS-Besiedlung von Dir hören würde, Wobei MS für Mauersegler
und Mehlschwalbe steht
.
Gruß H.-G.